02. Mai 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Seit Monaten kann es der 16-jährige Loris Prattes nicht mehr erwarten. Am letzten Wochenende war es dann endlich soweit. 220 PS warteten beim Renault Clio Cup Central Europe in der Magdeburger Börde auf den jungen Pfälzer aus Neuhemsbach. Den Startschuss in die neue Saison absolvierte die Serie im Rahmen der ADAC GT Masters in der Motorsport Arena Oschersleben. Bei kalten, aber sonnigen Wetterbedingungen war der Youngster in erster Linie gespannt, wie es sich denn nun in einem Rennwagen mit 220 PS anfühlt. Wie wird die Startphase sein? Bekommt er das Spiel mit der Rennkupplung hin, oder würgt er gleich zu Beginn der Saison den Motor ab? Viele Eindrücke und neue Erfahrungen galt es erst einmal zu machen und nach Priorität zu sortieren. „Wie hart wird im Clio Cup gefahren? Wie viel Kontakt wird es zwischen den Autos geben? Ich war ganz schön aufgeregt. Aber als es losging und ich in die erste Kurve einbog, war alles klar. Es hat einfach nur riesigen Spaß gemacht“, berichtete der junge Deutsch-Österreicher, der unter deutscher Lizenz an den Start geht.
Die ersten Trainingsphasen nach einer langen Winterzeit waren von ausgiebigen Rotphasen geprägt. Testkilometer zu bekommen, um wichtige Daten zu sammeln, war schier unmöglich. Um das auszugleichen, hätte es der Youngster im ersten Zeittraining der Saison ordentlich krachen lassen müssen. Doch auch das Zeittraining verlief für ihn nicht nach Plan. Die Rotphasen schienen sich wie ein roter Faden durch das Wochenende zu schieben. „Ich hatte dadurch keine einzige freie Runde. Jedes Mal, wenn ich die Reifen auf Betriebstemperatur hatte, konnte ich mitten in der Runde wieder abbrechen, auf Zeitenjagd zu gehen“, analysierte der Schüler seine Situation. Und so galt es für den Rookie erst einmal, seinen 14. Platz vom Zeittraining im ersten Rennen gegen seine 22 internationalen Mitbewerber zu verteidigen, um dann aus den Rennsituationen heraus weiter Plätze nach vorne gutzumachen. Doch auch bei Überholmanövern kann so einiges schiefgehen. Es ist ein ständiger Lernprozess, den die jungen Piloten innerhalb kürzester Zeit bewältigen müssen. „Ich habe beim Überholen einen kleinen Fehler gemacht und mich mit meinem Clio dabei um die eigene Achse gedreht“, sodass Prattes einige Mitbewerber an sich vorbeiziehen lassen musste. Doch mit einem 19. Platz in seinem ersten Renault Clio Cup Rennen machte es der sympathische Prattes im zweiten Rennen am Sonntag deutlich besser. Zumindest von der Platzierung her. Denn am Start erwischte er, wie schon im Vorfeld befürchtet, den optimalen Kupplungspunkt nicht perfekt. Doch ein Rennabbruch, gefolgt von einem Neustart, und Prattes war wieder auf Kurs. Von da an wurden die Rundenzeiten immer besser. „Ich hatte im Laufe des Rennens Probleme mit dem Bremsdruck. Da ich von Runde zu Runde immer härter in die Bremse trat, lag der Bremsdruck zu weit hinten. Ich hätte ihn aber viel weiter vorne gebrauchen können“, erklärte Prattes mit einem Lächeln im Gesicht. Trotz aller Widrigkeiten – kein Rennen läuft perfekt – schloss Prattes eine Riesenlücke zu den Vorausfahrenden und beendete sein zweites Rennen auf einem 13. Platz. Als Gesamt-15. geht es für den Förderkandidaten des ADAC Pfalz auf die belgische Ardennen-Achterbahn, nach Spa-Francorchamps.
Sein Fazit für das erste Wochenende beschreibt Prattes so: „Ich habe wieder viel gelernt und kann mit der Leistung im zweiten Rennen sehr zufrieden sein. Nachdem ich mich mit dem Ablauf an dem Wochenende vertraut gemacht habe, gehe ich voller Zuversicht in die nächste Aufgabe – Spa-Francorchamps. Dort wird dann der Renault Clio Cup Central Europe vom 10. bis 11. Juni seine Zelte aufschlagen. Loris Prattes wird jedoch schon in den Wochen davor mit seinem Schläppi Race-Tec Team einige Tests auf der Strecke von Spa-Francorchamps absolvieren.
Eine ganz große Freude haben dem jungen Pfälzer ein paar Kinder der Mannsfeld-Löbecke-Stiftung gemacht. Die Stiftung, die derzeit 180 traumatisierte und misshandelte Kinder versorgt, wird seit längerem von Loris Prattes tatkräftig unterstützt. Ein paar von Ihnen erhielten an diesem Wochenende von Loris die Einladung, gemeinsam mit ihm und seinem Team einen schönen Tag zu verbringen. Als Dankeschön brachten sie ein selbst gemachtes Fan-Banner mit, auf dem seine Startnummer, sein Team und sein Name zu lesen war. „Es ist auch in Deutschland nicht selbstverständlich, mit einer glücklichen Kindheit auf zu wachsen. Wenn ich es an diesem Tag geschafft habe, ein paar Kinder, einen ganz normalen Tag bereitet zu haben, dann ist das jede Anstrengung wert“, sagte Prattes und fügte hinzu: „Aber auch sie, haben mir sehr viel Unterstützung dafür zurück gegeben. Danke an alle, die sich in der Stiftung so unermüdlich Engagieren“.