26. Juli 2017 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Endlich war es so weit. Voller Vorfreude ging es für den Pfälzer Loris Prattes letztes Wochenende nach Zandvoort. Der Dünenkurs mitten an der niederländischen Nordseeküste zählt zu den beliebtesten Strecken der Fahrer des Renault Clio Cup Central Europe. Da Loris Prattes die 4.307 Meter lange Strecke bisher nur von ein paar Testrunden aus dem Vorjahr kannte, reiste er mit seinem Schweizer Schläppi Race-Tec-Team bereits am Montag vor dem offiziellen Rennwochenende an. Schon nach den ersten Runden musste der 16-Jährige eine Erfahrung machen, die er im Nachhinein lieber nicht gemacht hätte. Doch bleibt es keinem Rennfahrer erspart, diese Erfahrungen machen zu müssen. Mit Tempo 160 km/h verlor er die Kontrolle über seinen Renault Clio und traf erst auf einen Reifenstapel, bevor eine Betonwand seinen Vortrieb stoppte. „Ich fahre ja erst seit wenigen Monaten in einem Auto. Aber so anders wie ein Abflug im Kart ist das eigentlich nicht“, scherzte der Youngster wenige Stunden später. Doch damit waren die geplanten Testfahrten und das damit verbundene Suchen nach dem perfekten Setup des Clios erst einmal gestrichen. Denn die Mechaniker im Team hatten nun alle Hände voll zu tun. Die Front war bis auf den Motor komplett beschädigt. Aber auch Seitenteile und das Heck hatten ordentlich etwas abbekommen. Es galt also erst einmal, so schnell wie möglich Ersatzteile zu organisieren. Doch die Schweizer haben ganze Arbeit geleistet. Nachdem sie am Mittwoch und Donnerstag dem Renault das Gesicht eines Clios zurückgegeben hatten, konnte Loris Prattes am Freitagabend in die ersten freien Trainings des Wochenendes starten.
Motorsport ist eine sehr komplexe Sportart, deren Erfolg von sehr vielen Faktoren abhängt. Mentale Stärke, der Mut, die gleiche Stelle auf der Rennstrecke erneut im Vollgasmodus zu passieren, war nun wichtiger als alle Einstellungen am Auto. „Der Start ins Wochenende stand leider unter keinem guten Vorzeichen. Der Unfall war für Loris eine enorme Belastung. Mit 16 Jahren einen solchen Unfall zu haben, dass beschäftigte ihn schon sehr. Da ging ihm einiges durch den Kopf“, sagte uns sein Teamchef Mathias Schläppi. Rangierte er in seinen freien Trainings und dem Zeittraining noch im hinteren Drittel der vierundzwanzig Teilnehmer aus sieben Nationen, stellte er seinen Renault im ersten der beiden Rennen an diesem Wochenende auf einem hervorragenden zwölften Platz ab. Es schien unglaublich, welche mentale Stärke der Youngster da an den Tag legte. Und auch das zweite Rennen am Sonntagnachmittag, das von Wetterkapriolen geprägt war, meisterte der Schüler aus Neuhemsbach mit Bravour. Mit Platz vierzehn sicherte er sich den Respekt des gesamten Teams. Und so zog Teamchef Mathias Schläppi positive Bilanz, indem er uns mitteilte: „Wenn man betrachtet, was er alles, gerade mental, an diesem Wochenende überwinden musste, hat er eine super Leistung gezeigt. Er fuhr wieder Topzeiten. Wir müssen jetzt sehen, dass wir ihn fehlerfrei durch die Rennen bekommen, dann spült es ihn ganz sicher in eine Top-Ten-Platzierung.“ Eines dieser kleinen Missgeschicke war ein etwas zu spät gewählter Bremspunkt am Ende der ‚Startgeraden. Als alle vier seiner Reifen durch die Verzögerung der Bremsen zum Stillstand kamen und Rauch aufstieg, verpasste er die Rechtskurve und musste sich über das Kiesbett der Kurve wieder zurück auf den Asphalt kämpfen. Keine leichte Aufgabe, denn Zandvoort zählt noch zu den „Oldschool“-Strecken, in denen die Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit im Kiesbett abbauen sollen und meist darin stecken bleiben. „Da war ich beim Überholen eines Mitbewerbers doch ein wenig zu optimistisch. Ich hätte gedacht, dass passt“, erklärte der sympathische Prattes seinen Abflug im Rennen mit einem Augenzwinkern und fügte hinzu: „Zandvoort werde ich als turbulent in Erinnerung behalten. Ich habe aber auch sehr viel gelernt und werde beim nächsten Mal wieder mit Vollgas an meinen Abflugstellen vorbeifahren.“
Nun heißt es ganz schnell umschalten. Denn bereits in 10 Tagen, vom 4. bis 6. August, ist der Renault Clio Cup Central Europe wieder auf Tour. Diesmal machen sie auf der traditionsreichen Strecke des Nürburgringes im Rahmenprogramm der ADAC GT Masters halt. Auch Loris Prattes wird mit seinem Schläppi Race-Tec-Team wieder mit dabei sein.